Foto: Sabine Wagner

Endlich wieder Leben im Kopfbau der Messestadt

08.06.2022

Seit ein paar Wochen wird der ehemalige Nazi-Bunker vom Verein Echo (Quax) in enger Zusammenarbeit mit dem Sozial- und Kulturreferat der Landeshauptstadt betrieben – und die ersten Gäste, die dort ein mehrwöchiges Programm auf die Beine stellen dürfen, sind die, die schon seit Jahren mit verschiedenen Aktionen am Kopfbau aktiv waren: Die Initiative KopfbauT.

Titel des Programms im Rahmen des Experiements: „… UND NUN?“. Wir haben mit Semira Taş, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, gesprochen.

Was haben Sie im Kopfbau vor?
Der Cafébetrieb, der schon in den vorherigen Jahren großen Anklang gefunden hat, wird am Samstag- und Sonntagnachmittag von 14 bis 18 Uhr wieder aufgenommen. Hier ist Partizipation und nachbarschaftliches Engagement gefragt, denn jede/r kann mal das Café betreiben. Bei Lounge-Musik, House und NuJazz/Broken Beats kann man freitags von 17 bis 20 Uhr während der Happy Hour in entspannter Atmosphäre die Arbeitswoche abschließen und das Wochenende einläuten.


Semira Taş mit ihren Mitstreitern Prof. Linn Song und Christian Augustin am Infostand des Vereins Initiative KopfbauT e.V. beim „Markt der Möglichkeiten“. Foto: Sabine Wagner

Wie schon bei unseren vorangegangenen Aktionen basiert das Konzept auf der Betrachtung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Zusammenhang mit diesem sehr geschichtsträchtigen Haus. Die erste Ausstellung „Kunst – Handwerkliches“ (bis 13. Juni) nimmt Bezug zum sehr vielfältigen, jungen und sehr lebendigen Stadtteil der Gegenwart.

„Kinder:Leben“, (14. bis 26. Juni), eine Mitmach-Ausstellung, speist sich aus der Vergangenheit basierend auf der Ausstellung des Fotografen Burghardt Maria Hubl aus den 50er/60er Jahren und bezieht aktuelle Elemente mit ein. Dazu haben wir unsere Newsletter -Abonnent*innen gebeten, uns Fotos von ihren Kindern im Stadtraum zu schicken, um so die unterschiedlichen oder auch gemeinsamen Lebenswelten zu veranschaulichen. Ist es wirklich so ein Unterschied, ob wir in einem kleinen Ort oder hier in der Stadt, aber eigentlich doch wieder irgendwie dörflich, aufwachsen?
Die dritte Ausstellung „Re-Thinking the (messe)STADT 2070“ (28. Juni bis 11. Juli) wird eingeleitet von einem Stadtteilspaziergang mit Professor Linn Song und einem Workshop mit den Studierenden der Technische Hochschule Rosenheim und setzt sich mit dem städtischen Leben in 50 Jahren auseinander und verweist in die Zukunft. In einem Vortrag von Amelie Bauer von der Ludwig-Maximilians-Universität München geht es dann auch um das Thema Klimaanpassung und die Frage, wie die Messestadt fit für die Zukunft wird. Die wechselnden Ausstellungen sind während des Betriebs des Cafés und der Happy Hour zugänglich. Geplant sind auch einige Konzerte. Das aktuelle Programm ist auf www.kopfbaut.de zu finden.

Worüber freuen Sie sich mit Blick auf die Eröffnungswochen besonders?
Dass dieses Haus endlich wieder belebt wurde! Das ist ja im Grunde genommen auf unserem Mist gewachsen. Und darauf sind wir, muss ich sagen, sehr stolz. Es ist einfach so großartig, dass Michael Lapper uns vor einigen Jahren alle zusammengebracht hat, und wir diese Initiative und jetzt einen Verein gegründet haben. Seither waren wir immer wieder aktiv, haben immer wieder die Stadt angeschrieben, sind immer wieder angeeckt und haben nachgebohrt. Wir hatten ja gefordert, dass das Haus in öffentlicher Hand bleibt, damit es für alle Bürger*innen zugänglich bleibt, und, dass es saniert wird. Und das ist passiert! Es gibt so viele tolle Dinge, die man hier veranstalten kann, und es tut dem Stadtteil so gut. Beispielsweise habe ich heute schon mit Nachbarn aus Trudering gesprochen, die spazieren gegangen sind und es super fanden, dass der Kopfbau tatsächlich mal offen ist.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich finde es wirklich großartig, dass die Stadt München sich so etwas traut und sagt, das ist jetzt ein Experiment, das machen wir drei Jahre und dann schauen wir uns das Ergebnis an. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn noch mehr Menschen den Mut fassen und sich auch die Zeit nehmen würden, hier aktiv zu werden. Ich weiß, das ist wahnsinnig zeitaufwändig, schließlich bin auch ich berufstätig und dennoch engagiere ich mich gerne ähnlich wie meine Vereinskolleginnen und -kollegen, abends und am Wochenende für unseren Stadtteil. Des Weiteren würde ich mir wünschen, dass die Vielfalt hier einkehrt, die ja in Trudering-Riem schon vorhanden ist. Damit der Kopfbau zu einem lebendigen, inspirativen und generationenübergreifenden Stadtlabor wird.

Interview: Sabine Wagner

Die nächsten Veranstaltungen im Kopfbau unter kopfbau-riem.de

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