Take Off!: Wie ist der Start aus Ihrer Sicht gelaufen?
Karl-Michael Brand: Wir hatten zwei Starts: Die offizielle Eröffnung und dann das Vorlaufprogramm, das wir in zwei Wochenenden gepackt haben. Die sind beide extrem gut gelaufen. Wir hatten sehr guten Besuch, insgesamt fast 1.500 Leute.
Was ist am besten angekommen?
Witzigerweise das erste Abendprogramm: Das Klezmerkonzert wurde überrannt, und auch der Jahrmarkt der Möglichkeiten. Bevor Sie mich nach dem schlechtesten Punkt fragen, sage ich’s gleich selber: Das war ein Planungsfehler von mir. Ich hab den Kultur-Frühschoppen vom Sonntag auf Samstag verlegt, weil die Aussteller das sonst organisatorisch nicht gepackt hätten. Da ist dann fast niemand gekommen, weil die Leute wahrscheinlich im Garten waren oder einkaufen. Da möchte ich mich auch nochmal bei den Musikern entschuldigen.
Technikfragen waren lange in der Diskussion. Seid Ihr jetzt gut genug ausgestattet?
Das Gros der Veranstaltungstechnik ist immer noch nicht geliefert, aufgrund der Schwierigkeiten, die jetzt alle haben. Aber dank der Zusammenarbeit zwischen Kultur- und Sozialreferat haben wir auf Leihbasis jetzt alles, um das Programm fahren zu können. Auch die Kühlung im Gebäude ist inzwischen eingebaut worden. Vorher mussten wir uns provisorisch mit mobilen Kühlschränken aus dem Quax helfen. Das war insgesamt eine große Improvisation, aber was für alles entschädigt, ist die unglaubliche Atmosphäre in dem Raum.
Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt war an manchen Stellen holprig. Wie stellt sich das jetzt für Sie dar?
Das ist für uns alle eine Herausforderung, weil wir es das erste Mal in der Form machen. Zwei Referate und wir als Betreiber, da sind neue Kommunikationswege nötig. Und dann fungieren noch der Denkmalschutz und die Lokalbaukommission als Hemmschuh. Es ist aber schon sehr viel guter Wille auf beiden Seiten, und wir werden das schon auf die Reihe kriegen. Aber zum Beispiel haben wir immer noch nur eine Genehmigung bis in den Oktober, obwohl wir inzwischen längst eine eingebaute und abgenommene Heizung haben. Das Spannende ist, wir müssen in jedem Fall im Winter heizen, weil sonst schimmelt’s nämlich.
Das heißt, es wäre gescheiter, man hätte dann auch ein Programm dazu?
Das würde auf jeden Fall Sinn machen, ja.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass der Betrieb im Winter weitergeht?
Ich hoffe intensivst! Worüber wir noch nachdenken müssen, sind die Bewerbungsslots. Für manche Nutzer sind die Zeitfenster zu knapp, um das auf die Reihe zu kriegen.
Weil man sich im Moment nur etwa drei Monate im Voraus bewerben kann?
Genau.
Echo betreibt nicht nur den Kopfbau, sondern versucht auch selbst Nutzer zu gewinnen?
Ja, wir sind ja auch mit der Öffentlichkeitsarbeit betraut und versuchen den Ort als attraktiv anzupreisen. Und wir sind auch als Programmanbieter interessiert, diese Räume selbst zu nutzen. Da gelten für uns aber dieselben Regeln wie für alle: Wir müssen uns bei der Stadt bewerben und gehen durch die Jury. Sollte der Winterbetrieb kommen, würden wir zum Beispiel gern einen Kultur-Weihnachtsmarkt veranstalten, so Winter-Tollwood regional, was kleines, spaßiges, auch gern mit schrägen Lesungen und so.
Wie könnte sich der Kopfbau langfristig zwischen den etablierten Kultureinrichtungen, Kultur-Etage und Quax und anderen, seinen Platz sichern?
Also, wir im Quax haben natürlich einen starken Fokus auf Jugendliche. Die Kultur-Etage kann eher Programme bieten für die Leute, und der Kopfbau macht Programm von den Leuten. Also dieses Selbermachen, Selbstverwirklichen, das kann man hier besser organisieren.
Wie sehen Sie die Chance, dass der Kopfbau über die Experimentphase nach drei Jahren weiter existiert?
Wenn ich mit Anwohnern, Kulturmachern, Politikern spreche, merke ich: Die Motivationslage ist im Moment enorm hoch. Der Sinn eines Experiments ist ja auch, dass es irgendwann über dieses Stadium hinausgeht und nicht wieder aufhört. Vielleicht gestalten wir dann das Logo „Experiement Kopfbau“ um zu „Institution Kopfbau“. (lacht)
Interview: Hans Häuser