03.03.2022
Ursprünglich sollte es vergangenen Herbst losgehen mit der dreijährigen Experimentierphase für die künftig sinnvollste Nutzung der alten Flughafentribünen-Kassenhalle. Dann hieß es Frühjahr 2022 (siehe Take Off! Nr 1/2022). Doch auch einen Monat vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn ist noch nichts offiziell bekannt zu den genauen Planungen, vor allem nicht zum so genannten „Interessenbekundungsverfahren“. Das ist eine Art Bewerbungsrunde mit Jury. Damit wollen Kultur- und Sozialreferat der Stadt die kreativsten oder innovativsten Ideen für das Kulturprogramm finden.
Warum also stockt der Kopfbau? Gerüchtehalber hieß es plötzlich, die Technik müsse europaweit ausgeschrieben werden und das könne dauern. Gerät womöglich das Vorbereiten der Experimentierphase selbst zum Experiment?
Auf Anfrage bekommt die Take Off! aus der Stadtverwaltung aus allen Referaten durchweg Optimistisches zu hören: Im Mai werde es losgehen mit dem Programm, schreibt Maren Kowitz vom Kommunalreferat, quasi Hausherr der Immobilie. Vorher würden Sozial- und Kulturreferat noch das Interessenbekundungsverfahren in den einschlägigen Kreisen bekannt machen und durchziehen. Die nötige Veranstaltungstechnik werde vom Kulturreferat selbst zur Verfügung gestellt, heißt es von dort.
Allerdings heißt es wieder aus dem Kommunalreferat, die Nutzung werde vorerst nur in den Sommermonaten möglich sein. Die angestrebte Ganzjahresnutzung befinde sich nach wie vor in einem „noch nicht abgeschlossenen Genehmigungsverfahren“.
Was das genau heißen soll, ob etwa der Schimmel, der sich in den Jahren des ungelüfteten Leerstands in dem alten Gemäuer gebildet hatte, noch nicht endgültig beseitigt worden ist – dazu gibt das von uns befragte Planungsreferat keine Antwort. Es erklärt lediglich ganz allgemein, es bestünden noch „einige wenige Genehmigungshindernisse“. Die Lokalbaukommission befinde sich aber „im engen Austausch mit den Antragstellern“, um diese auszuräumen.
Und der Verein Echo, der im Kopfbau Organisator und Koordinator der konkreten Bespielung sein soll? Geschäftsführer Karl-Michael Brand sagt, er sei noch nicht offiziell im Boot, der Vertrag bisher noch nicht unterzeichnet. Sobald dies aber der Fall sei, werde es, hoffentlich noch im März, zum Experiment Kopfbau und seinen Modalitäten die erste Infoveranstaltung geben.
Der örtliche Bezirksausschuss, der ein Mitglied der Jury stellen soll, weiß laut dessen Vorsitzendem Stefan Ziegler (CSU) bisher offiziell noch gar nichts. Eine Wunschliste für die Nutzung habe man daher auch noch nicht aufgestellt. Dem Nachwuchs eine Chance, Kunst, die nicht Gewinn bringen muss, und Diskussionen, Bürgerbeteiligung, Ausstellungen, das fällt Ziegler spontan dazu ein.
Selbstverständlich werde der Bezirksausschuss da mittun, sagt er, aber vier Wochen Vorlauf brauche es schon, bis die richtige Person für die Jury benannt sei, das Gremium tage ja nur einmal im Monat.
Das alles klingt nach einem zwar ehrgeizigen, aber eng getakteten und von Hindernissen umstellten Zeitplan. Die Frage, ob die relativ kurze Experimentierphase bei etwaigen Verzögerungen um den entsprechenden Zeitraum verlängert werde, könne, so das Kommunalreferat, in dieser „vor-experimentellen Phase“ aber noch nicht beantwortet werden.
Das Kulturreferat spielt den Ball in die Messestadt: „Wir sind gespannt, wie sich das Experiment entwickelt. Das hängt ja nicht nur von den städtischen Beteiligten, sondern vor allem von den kreativen Ideen vor Ort ab.“
Renate Winkler-Schlang
Die Initiative ist zu finden auf www.kopfbaut.de, man kann Mitglied werden via post@kopfbaut.de.
Ein echter Besuchermagnet war die Tribüne in alten Zeiten: Bis zu 100000 Menschen konnten von dort aus auf den von Ernst Sagebiel geplanten und 1939 eröffneten Riemer Flughafen schauen und sich berauschen an der Inszenierung des Fliegens, des Fortschritts. Tickets dafür gab es an den Schaltern im sogenannten Kopfbau. Der örtliche CSU-Stadtrat Sebastian Schall weiß auch von anderen Großveranstaltungen wie Motorradrennen. Spätestens 1992 mit dem Umzug des Flughafens war das Haus nutzlos. 2005 entdeckten es die Planer der Buga. Der Kopfbau eignete sich hervorragend als Lounge. Weil die Blumenschau ein Sommerevent war, verzichtete man auf die Heizung. Ein Versäumnis, das CSU-Stadtrat Sebastian Schall seinen Stadtrats-Vorgängern massiv ankreidet, schließlich war der Kopfbau damals längst ein Denkmal, das es zu bewahren galt. Die Stadt aber wollte kein Geld ausgeben, sondern welches einnehmen: Der Kopfbau wurde Eventlocation. Der Plan, dass langfristig eine Brauerei oder ein anderer Investor ihn ganzjährig brauchbar macht, ging für die Stadt jedoch nicht auf. Seit 2014 stand der Kopfbau leer – leider ungelüftet und ein wenig leck, sodass letztlich auch noch ein Schimmelproblem entstand. Sattsam bekannt ist, dass der Bezirksausschuss Jahr für Jahr neue sinnvolle Nutzungen vorgeschlagen hatte. Doch weder Sozial- noch Kulturreferat meldeten Bedarf an, hatten sie doch in der Messestadt einige weit pflegeleichtere Objekte.