Wenn Fremde zu Engeln werden

18.03.2022

Innerhalb weniger Tage hat sich die Messestadt zu einem Zentrum für ukrainische Kriegsflüchtlinge entwickelt. In einer Messehalle und in der Turnhalle der Berufsschule an der Astrid-Lindgren-Straße werden sie von vielen Ehrenamtlichen aus dem Viertel betreut.
Eine ist unsere Autorin – sie hat Anrührendes erlebt.

Anfangs lief die Koordination nicht so glatt. Niemand war auf solch eine große Anzahl an Menschen vorbereitet. Aber viele Bewohner aus der Messestadt und aus den umliegenden Stadtteilen sind sofort aktiv geworden. Der „Helferkreis Messestadt“ – eine Gruppe von Freiwilligen, die im Flüchtlings-Sommer 2015 entstanden war und immer noch aktiv ist – rief zum Suppen kochen auf, weil der Caterer für die Berufsschule nicht gekommen war.

Bombeneinschlag am Tag vor der Flucht

Manche Messestädter, haben Geflüchtete bei sich zu Hause untergebracht, wie Maria und Paul Leibßle. Sie kümmern sich um Valeriya Soboleva und ihre Mutter Swetlana. Nach elf Tagen Krieg entschieden sich die beiden, Kiev zu verlassen, weil sie keinen sicheren Ort hatten, an dem sie sich hätten schützen können. Am Tag vor der Flucht schlug eine Bombe 500 Meter von Valeriyas Wonung ein.

Völkerverständigung in der Messestadt:
Die Leibßles aus Russland (li. und re.) haben Valeria und ihre Mutter Swetlana
aus der Ukraine aufgenommen.

Trauer an der Grenze

Sie kamen an die Grenze zu Polen und stiegen in den ersten Bus Richtung Westen. Durch gemeinsame Bekannte kamen sie über einen Hilferuf auf Facebook zu den Leibßles. Valeriya ist von der Hilfe sehr gerührt.  „Strangers like Angels“, Fremde wie Engel, sagt sie. Ihre Mutter ist noch sehr bedrückt. Sie musste ihre andere Tochter und deren Kinder an der Grenze zu Polen zurücklassen. Ihr Enkel ist 25 Jahre alt und durfte das Land nicht verlassen. Ihre Tochter entschied sich dann, mit beiden Kindern auch in der Ukraine zu bleiben.

Ukrainer und Russen unter einem Dach

Valeriya erzählt wie ihr Leben in Kiev glücklich war: Sie hatte eine schöne Wohnung, viele Freunde und einen Job, den sie geliebt hat. „Jetzt bin ich obdachlos“, sagt sie. Sie kann es immer noch nicht fassen. „Ich wache jeden Tag auf und ich denke, ich habe nur schlecht geträumt, aber zumindest lebe ich noch.“ Sie sagt, sie wird die Menschen nie vergessen, die sie hier so offen empfangen und ihr geholfen haben. Paul und Maria Leibßle, ihre Gastgeber in der Messestadt, kommen aus Russland.

Text : Irene Ferraris
Fotos: Irene Ferraris, privat

Links für Hilfsbereite:

Zentrale Website der Caritas:
willkommen-in-muenchen.de/ukraine-hilfe

Doodle-Listen für Helfer in den Unterkünften: www.muenchner-freiwillige.de/zeit-spenden.html

Facebook-Gruppe “Messestadt München”

Ukrainisches Wörterbuch mit Bildern: tueftelakademie.de/fuer-zuhause/bilderwoerterb

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