Foto: Reinhard Miesbach

Müll und kein Ende in der Messestadt – oder doch?

22.08.2022

Vor genau 10 Jahren war Müll in der Messestadt das Schwerpunktthema in der Take Off! Was hat sich seitdem getan? Unsere Autorin analysiert die Lage und beschreibt, was sie sich für die Zukunft wünscht.

Der Beitrag „Idylle oder Müllhalde?“ von Annegret Sensenschmidt über die Vermüllung von Park und See (siehe Take Off! 45 ) hat auch heute nichts an Aktualität verloren. Die achtlos weggeworfenen Getränkedosen und leergesaugten Caprisonne-Tütchen, die zersplitterten Bierflaschen, halbleeren Chipstüten und Zigarettenkippen, die tagtäglich auf Wiesen und Gehwegen liegenbleiben, die Gefahrenstoffe und defekten Elektrogeräte, die ausgedienten Sitzmöbel und schweren Stapel vergepackter Werbezeitungen, die bei den Ramadama-Aktionen aus den Büschen gezogen werden, und nicht zuletzt der verantwortungslose Umgang mit Werkstattabfällen bei einigen Anliegern am Rappenweg vermitteln den Eindruck, dass der Park heute wie damals oftmals als eine Art Erholungsraum mit Müllhaldenfunktion gesehen wird.

Viele neue Müllbehälter am See

Dabei ist in den vergangenen Jahren viel für die Sauberkeit im Riemer Park geschehen, nicht zuletzt durch den Bezirksausschuss 15 Trudering-Riem, für den der Park ein „stetiges Anliegen“ ist. So gibt es seit 2020 auf der Nord- und Südseite des Sees insgesamt fünf große Müllcontainer sowie 19 krähensichere 50 Liter- Abfallbehälter rund um den See. Ein hilfreiches Angebot, wenn es denn auch von allen Parkbesucher*innen genutzt würde.

Sisyphos-Arbeit für die Müllsammler

Auch vor zehn Jahren wurden die Anlagen bereits regelmäßig von den Abfällen seiner Nutzer*innen befreit. Inzwischen reinigen Mitarbeiter*innen des Baureferats Gartenbau aufgrund des weiter angestiegenen Müllaufkommens vor allem im Sommer fast jeden Tag vormittags die Wiesen und Wege rund um den See – eine Dienstleistung, an die sich die Bürger*innen gewöhnt haben und die für die Mitarbeiter*innen im Gartenbau eine Sisyphosarbeit ist, die letztendlich von unseren Steuergeldern bezahlt wird.

 

Vergammelte Zeitungspacke im Park: Fundstück bei einer Ramadama-Aktion (Foto: Elisabeth Fahlbusch)

Die Klagen über die Verwahrlosung des Viertels blieben auch vor zehn Jahren nicht auf den Park beschränkt: In Interviews, die Hans Häuser führte – es ging vor allem um den arg zugemüllten Galeria-Brunnen – sprachen Messestädter*innen von der Gleichgültigkeit und Unachtsamkeit bei Erwachsenen wie Jugendlichen, von mangelhafter Aufsicht und Erziehung der Kinder sowie von Ignoranz oder gar Agressivität, wenn die Übeltäter*innen auf ihr Verhalten angesprochen wurden.

Das Problem: immer schlimmer?

Heute wird intensiv auf der Nachbarschafts-Plattform www.nebenan.de über die aktuelle Abfallproblematik diskutiert, etwa über illegale Sperrmüllansammlungen an Straßen und Gehwegen, über Kleiderhaufen neben ausgeräumten Altkleidercontainern und über die mit Unrat übersäten Grünstreifen und Plätzen vor den Schulen. In der persönlichen Wahrnehmung vieler Nutzer*innen „wird es mit dem Müll immer schlimmer“.

Dabei tun die Schulen ihr Möglichstes in Sachen Müllvermeidung, etwa durch Ramadamas in den Grundschulen und mit Vorschriften zur Abfallvermeidung auf dem Schulgelände, aber eben nur so weit, wie es die Befugnisse des jeweiligen Rektorats erlauben. Aber die reichen eben nicht in den öffentlichen Raum hinein.

Die Lösung: Aktiv werden!

Über die von der Stadt München zur Verfügung gestellte Online-Plattform „Mach München besser!“ können seit knapp einem Jahr Beschädigungen und Verschmutzungen in Stadtgebiet gemeldet werden; im Gegenzug erhält man die Rückmeldung über den Bearbeitungsstand und die Beseitung des Problems. Dieser Service kann sehr wohl zur Lebensqualität in unserem Stadtteil beitragen, vorausgesetzt, er wird fleißig genutzt. Letztendlich jedoch wird auch diese städtische Dienstleistung von uns Bürger*innen bezahlt und läßt die Täter*innen ungeschoren.

Immer noch aktuell und gleichzeitig ermutigend ist der Artikel Mein persönliches Ramadama von Brigitte Sowa in der Take Off! Nr. 45 über ihre Aufräumaktion von 60 in ein Waldstückchen zwischen Autobahnbrücke und Riemer Straße geworfenen Einwegbechern. Ja, es ist einerseits befriedigend, vor allem aber frustrierend, immer wieder mit gutem Beispiel voranzugehen und den Müll anderer Leute aufzuheben. Auf jeden Fall aber ist es weitaus sinnvoller, als nur zu schimpfen und gar nichts zu tun.

Die Umweltverschmutzer ansprechen!

Denn unsere in den vergangenen Jahrzehnten fleißig eingeübte Konsumhaltung – Missstände beklagen und darauf warten, dass Stadt und Staat endlich etwas tun – ist hier ganz und gar nicht angebracht, weil es in unser aller Verantwortung liegt Umweltschäden zu vermeiden und Lebensqualität zu fördern, für uns, für unsere Kinder, für unsere Enkel.

Gewiss, die Autorität älterer Personen, die Fehlverhalten bei ihren Mitmenschen in der Öffentlichkeit ansprachen, ist in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend dahingeschmolzen. Aber gerade deswegen ist es notwenig, ab und an die Furcht, beschimpft, angepöbelt oder gar tätlich angegriffen zu werden, zu überwinden und sich in Zivilcourage zu üben und mit Umweltverschmutzer*innen ruhig, aber bestimmt Klartext zu reden.

Hartnäckig bei den Behörden nachfragen!

Auch die Teilnahme an bürgerschaftlichen Aktionen, wie beim Ramadama vom Arbeitskreis Ökologie AKÖ, oder die Mitarbeit bei der Bürgerinitiative Bunt und Sauber tragen dazu bei, den Menschen in der Messestadt die Müllproblematik und deren verheerenden Folgen ins Bewusstsein zu bringen und dadurch auf Dauer das Müllvermeiden ‚zum guten Ton‘ zu machen.

Und nicht zuletzt ist ein stärkeres politisches Engagement der einzelnen Messestädter*innen vonnöten und das Einbringen eigener innovativer Ideen, zum Beispiel beim Bezirksausschuss oder bei städtischen Behörden. So etwas kann sehr mühselig und langwierig sein, wird aber bei entsprechender Hartnäckigkeit letztendlich doch häufig von Erfolg gekrönt, wie der Kopfbau zeigt.

Elisabeth Fahlbusch
Die Autorin ist aktiv im Arbeitskreis Ökologie

Saubermachen kann auch Spaß machen

Das beweisen regelmäßig die Ramadama (“Aufräumen tun wir”)-Aktionen des Arbeitskreises Ökologie im Riemer Park.
Nachbar*innen aus der Messestadt und den umliegenden Gemeinden sammeln gemeinsam den Müll im Park rund um den Riemer See, in den Grünfingern und auf der Promenade ein. Arbeitshandschuhe, Müllgreifer und Müllsäcke werden gestellt. Beendet wird die Sammelaktion auch heuer mit einem gemütlichen Beisammensein bei einer herzhaften Brotzeit.

Termin: Samstag, 22. Oktober, 10 bis 12 Uhr.
Treffpunkt: Orangefarbener Container, gegenüber vom Quax, Helsinkistraße 100.