(Foto: Renate Winkler-Schlang)
12.01.2023
Die Grobbels haben sich dem Imkern verschrieben. Jedes Jahr erntensie dutzende Kilo Honig von glücklichen Bienen aus der Messestadt. Take Off! hat sich das mal angeschaut.
Die Bienen sind noch ein wenig träge in der Kälte. Gottlob. Dennoch hat Hubertus Grobbel zur Sicherheit ein wenig Rauch versprüht, bevor er die Stände öffnet und nach dem Rechten schaut. Einen Schutzanzug hat
er auch dabei, doch den wird er erst am Ende fürs Foto komplettieren. Er hat keine Angst. Im Gegensatz zu Wespen seien Bienen „total gutmütige“ Wesen. Wenn sie stechen und damit ihr eigenes Leben einbüßen, sei das stets nur „ein Missverständnis“. Hubertus Grobbel ist Hobby-Imker. Mitten im Riemer Park stehen seine Bienen-Völker. Drei sind es und zu jedem gehören unglaubliche rund 60.000 Tiere. Wo sie ausschwärmen, das wird nicht verraten, denn leider fallen immer wieder auch diese nützlichen Insekten dem Vandalismus zum Opfer.
So exotisch wie man meinen möchte, ist die Produktion des süßen Naturprodukts in der Großstadt aber nicht: Es gebe einige Imker in der Umgebung, allein 15 im Postleitzahlenbereich der Messestadt, sagt Grobbel. Denn im Gegensatz zum Land mit seinen Monokulturen bieten der Park und die Gärten in der Messestadt eine blühende Vielfalt. Warum wird jemand Imker? „Unser Sohn wollte ein Haustier“, lacht der 52-jährige Vater. Das war vor sieben Jahren. Weder Goldfisch noch Ratte kamen ernsthaft infrage. Am Ende besuchte die vierköpfige Familie einen Kurs beim Imkerverein Münchner Osten, denn gesucht war auch ein Hobby, das sich „autofrei“ genießen lässt.
Ein ganzes Imkerjahr lang hat man dabei einen Betreuer und erlebt alle Phasen mit, ehe man ein eigenes Volk oder genauer gesagt eine Königin bekommt oder „einfach“ einen Schwarm einfängt, der sich anderswo abgespalten hat. Seitdem hat Familie Grobbel so viel gelernt über diese vielleicht nützlichsten Tiere überhaupt. Zum Beispiel, dass eine Königin bis zu fünf Jahre lebt. Dabei legt sie jährlich zur Trachtzeit monatlich bis zu 60.000 Eier. „Sie ist eine unglaubliche Gebärmaschine.“ Sie ist dazu auch deutlich größer als eine Arbeitsbiene. Bienen haben einen im Vergleich zu ihrer Körpergröße großen Radius, maximal drei Kilometer. Um so wichtiger, dass ihre Umgebung spritzmittelfrei blüht. Fasziniert ist er immer noch davon, wie die Bienen ihren Stock organisieren, wie die Natur alles eingerichtet hat. Bienenwaben mit ihrem hauchdünnen Wachs sind für ihn ein Wunderwerk.
Durchschnittlich, sagt Grobbel, brauchen seine Bienen rund eine Stunde Betreuung pro Woche. Natürlich verteilt sich dies nicht gleichmäßig aufs ganze Jahr. So muss er etwa notfüttern, wenn nach den ersten Weidekätzchen ein Wintereinbruch kommt und die schon aufgewachten Bienen dann nichts mehr finden. Im April geht es dann so richtig los, die Brut „explodiert“. Alles muss stets hygienisch sein. Auch das Bekämpfen der Varroamilbe ist ein wichtiges Thema. Spaß macht es natürlich, im Sommer die Honigräume abzunehmen. Bis zu 55 Kilo Honig pro Volk kann man erzielen. Man kann aber auch, wie die Grobbels, einmal Pech haben und ein erntefreies Jahr überbrücken müssen, wenn die Zuchtziele Ertrag, Sanftmut und Varroa-Resistenz nicht übereinstimmten.
Anfangs haben die Grobbels investieren müssen, in Schutzanzüge, Gerätschaften, Honiggläser und selbst entworfene Etiketten. Das läppert sich ein wenig. Mit schwerem Gerät wie z.B. der Honigschleuder helfen sich die Imker untereinander aus. Doch die Bienenhaltung ist gesellschaftlich gesehen so wichtig, dass man Honig steuerfrei verkaufen darf, wenn man nicht mehr als 30 Völker hat. So freuen sich viele von Grobbels Nachbarn in der Messestadt schon auf die nächste Lieferung. Und Familie Grobbel über ein generationenübergreifendes Hobby: Obwohl der Filius nun schon erwachsen ist, ist die Imkerei „so ein Vater-Sohn-Ding“ geblieben.
Text und Fotos: Renate Winkler-Schlang
Hinweis der Redaktion: In der Printausgabe sind uns bei dieser Geschichte ein paar Zahlen durcheinander geraten. In diesem Text haben wir sie korrigiert. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.