(Fotos: Gerhard Endres)

Sehnsucht nach Gleichstellung

21.02.2023

Eine bewegende Ausstellung ist noch bis Ende Februar beim Medizintechnik-Hersteller Brainlab in der Olof-Palme-Straße zu sehen: „I Can’t Breathe“ lautet der Titel. Im Mittelpunkt stehen Menschenrechte und Diversität. Unser Autor war bei seinem Besuch beeindruckt.

Kürzlich bekam ich eine ausführliche, sehr persönliche Führung von Kurator Sergio Gonsalves Linhares, die mich berührt hat: Die Ausstellung „I Can’t Breathe“ ist das Ergebnis eines außerordentlichen Engagements zweier Menschen von Brainlab, Linhares und Firmengründer Stefan Vilsmeier – ein deutliches Zeichen für Menschenrechte und Diversity für die Messestadt und darüber hinaus.

„Während polizeiliche Gewalt gegen Menschen noch immer an der Tagesordnung ist und als Thema einen entsprechend medialen Widerhall in der medialen Öffentlichkeit findet, präsentiert die Ausstellung die Auseinandersetzung zeitgenössischer bildender Kunst mit dem Thema in erweitertem Kontext.“ So lautet der erste Satz zur Ausstellung auf der Website Brainlab-Culture-Program.com. Der Medizintechnik-Spezialist, dessen Zentrale in der Messestadt liegt, gibt dem Thema durch die Ausstellung einen großen Raum: Die Darstellung in wichtigen Museen ist ihm noch immer ungenügend.

Brainlab gibt Künstler:innen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora den Raum, „um Gewalterfahrungen von der Zeit der Sklaverei über Bürgerkriege bis heute zu verarbeiten“. Die Künster:innen erhalten Gelegenheit, „um in Form idealisierter Alltagsszenen die Sehnsüchte einer vollständigen gesellschaftlichen Gleichstellung zu artikulieren“.

Diskrimierung von Afrikanern und LGBTQ

Die Ausstellung repräsentiert verschiedene Themenfelder: Formen der Gewalt, das globale Problem der Diskriminierung von Menschen afrikanischer Abstammung. Als zweites großes Themenfeld wird die LGBTO-Diskriminierung angesprochen, also aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechteridentität, wie es auch in einigen Ländern Afrikas weit verbreitet ist.

In Brasilien wiederum sind Menschen nicht-weißer Hautfarbe häufig Opfer von Polizeigewalt. Unter dem Motto „Black is Beautiful“ sollen unbekannte Personen schwarzer Hautfarbe gezeigt werden und damit gegen die Vorherrschaft von Porträts als „weiße“ Domäne“ zumindest der Versuch eines Ausgleichs versucht werden.

Ansprache an beide Gehirnhälften

Ein großer Schwerpunkt in der Ausstellung ist der Feminismus, da afrikanisch-stämmige Frauen wegen ihrer Hautfarbe und ihres Geschlechts oft diskriminiert werden. Weitere Schwerpunkte sind die Thematisierung der bisherigen völlig unzureichenden Repräsentation schwarzer Protagonist:innen in der Kunstgeschichte, um damit verbunden eine größere kulturelle Vielfalt auf dem Kunstmarkt und in den Museen zu vermitteln. Alle Werke sind Teil der Vilsmeier-Linhares Privatsammlung.

Für Brainlab ist das firmeneigene Kulturprogramm nicht schmückendes Beiwerk, sondern „für ein hochinnovatives Technologieunternehmen wie Brainlab, ist es essentiell, das kreative Potential in jeglicher Hinsicht auszuschöpfen – dafür ist es notwendig, sowohl die linke als auch die rechte Gehirnhälfte anzuregen“, so Stefan Vilsmeier, Vorstandsvorsitzender und Gründer von Brainlab. „Es ist unsere Überzeugung, dass eine selbstbewusste Kulturszene die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft entscheidend beeinflusst. Kunst schärft unser Bewusstsein für gesellschaftliche Bruchlinien und zwingt uns in die Auseinandersetzung. So schaffen Künstler:innen Freiräume und Diskurse, in denen eine Gesellschaft über sich selbst und ihre Zukunft reflektiert und sich ausprobiert.“

Text: Gerhard Endres

„I Can’t Breathe“ – noch bis Ende Februar, aber nur nach vorheriger Anmeldung, bei Brainlab in der Olof-Palme-Straße. Alle Informationen zur Ausstellung und dem gesamten Brainlab-Programm auf: www.Brainlab-Culture-Program.com