Fotos: Reinhard Miesbach

„Manchmal singt man, und da passiert was!“

05.07.2022

Musik in Sankt Florian hat einen Namen: Wolfgang Wittkowsky. Der gebürtige Regensburger zählt zu den Ureinwohnern der Messestadt. Er ist für die musikalische Gestaltung der katholischen Gottesdienste zuständig, leitet den Chor, spielt drei Instrumente – und ist hauptberuflich Braumeister. Ein Gespräch über Gott und die Musik, über Bier und Endorphine.

Wie hat das angefangen?
Wir sind 1999 hergezogen, meine Frau und unsere zwei kleinen Söhne, und der Plan war von vornherein, dass wir beim Aufbau der Kirche mitmachen. Und ich als ehemaliger Sänger bei den Regensburger Domspatzen wollte einen Kirchenchor gründen. 2001 war die erste Chorprobe mit acht Leuten bei uns im Wohnzimmer. Da war dann auch automatisch Gemütlichkeit dabei, weil im Anschluss alle vom Haustrunk profitiert haben.

Den Sie als Braumeister bei der Augustiner-Brauerei regelmäßig geliefert bekommen …
Genau. Und später war unser erster Gemeindesaal ein Container, dann haben wir da geprobt.

Und seitdem sind Sie der Kirchenmusiker. Meistens ganz ohne Instrument, das ist ja ungewöhnlich.
Ja, ich sing dann bloß, das ist fast immer a cappella, wir haben keinen festen Organisten. Aber so einmal im Monat und an den Hochfesten ist einer da.

 

Kontrabass, Posaune, Cello: Drei Instrumente spielt Wittkowsky, aber im Gottesdienst singt er meistens nur.

 

Wie hat sich die Kirchenmusik in Sankt Florian dann bis heute weiter entwickelt?
Na ja, das hat sich ein bisschen gewandelt. Es sind einige Leute gegangen, neue Pfarrer gekommen, ich bin geblieben. Die jetzige Gemeinde ist nicht so sangesfreudig. Das ist für mich ein bisschen schade. Aber im Endeffekt mache ich ja nicht für den Pfarrer die Musik, sondern für den Herrgott.

Das ist also ihr Gottesdienst im wahrsten Sinn des Wortes?
Ja, das ist ein Geben – und nehmen tue ich auch was.

Was nehmen Sie?
Die Verbindung. Manchmal ist es so, dass man singt, und da passiert was, man kann es sich nicht erklären. Es hat gesungen. Oder er hat in mir gesungen. Die Leute kommen dann auch manchmal her und sagen, heute war’s besonders schön.

Und den Kirchenchor leiten Sie bis heute?
Ja, wir suchen auch Nachwuchs, sind aber auch ganz gut aufgestellt. Inzwischen kann ich sogar auf Kräfte zurückgreifen, die ich selbst im Kinderchor ausgebildet habe. Das ist schon sehr schön. Leider schaffe ich’s zeitlich nicht mehr, auch noch einen Kinderchor zu unterrichten.

Wie schafft man das überhaupt, soviel nebenberufliches Engagement für die Kirche, dazu noch ein paar andere Musikgruppen, wenn man auch noch einen Hauptberuf und Familie hat?
Wichtig ist natürlich gute zeitliche Organisation und effektives Proben mit den Musikgruppen. Die Chorprobe zum Beispiel ist schon immer dienstags halb neun abends, da können auch die Mütter und Väter. Und wenn man die Leute im Chor fragt, die sagen, diese Zeit brauch ich. Weil das eine Bereicherung des Lebens ist, weil man da was macht, was einfach Endorphine freisetzt. Und ansonsten nutze ich sehr viel Zeit in der U-Bahn, zum Notenschreiben, wenn wir mit unserer Combo was Neues spielen und so.

Und warum sind Sie dann Brauer geworden?
Das war so aus einer Bierlaune heraus. (lacht) Ich wollte eigentlich Chemie studieren, aber dann hat einer aus unserer Ministranten-Clique in Regensburg sich die Unterlagen vom Diplom-Braumeister in Weihenstephan kommen lassen, das fand ich dann auch interessant. Außerdem hat mir mein Stimmbildner bei den Domspatzen geraten: „Herr Wittkowsky, machen Sie sich die Musik zum Hobby, da haben Sie mehr davon.“ Wenn man mit Musik Geld verdienen muss, das ist schon ein hartes Brot.

Auch am Riemer Berg in Aktion: Der besondere Gottesdienst an Christi Himmelfahrt ist für Wittkowsky inzwischen eine lieb gewordene Tradition.

 

Wie wichtig sind für Sie solche besonderen Gottesdienste wie die Bergmesse an Christi Himmelfahrt?
Messen wie die „Hügelmesse“ sind mir nicht wichtiger als ein Familiengottesdienst mit Combo oder eine Messe mit Chor- oder Vokalensemblegestaltung. Aber die Hügelmesse ist so gut besucht, dass wir mittlerweile schon Verstärkung für den Ton brauchen. Es ist ja auch schön:
Die Gläubigen gehen die Serpentinen hoch, und oben wartet dann schon die Musik.

Wir sind am Ende mit unserem Interview. Vielen Dank!
Sie hätten jetzt noch die Gelegenheit, unseren Lesern was mitzuteilen…

Bitte im Gottesdienst kräftig mitsingen!

Interview: Hans Häuser