Aufräumen nach der Böllerei: Andreas und seine Kollegen befreien den Willy-Brandt-Platz vom Silvestermüll. (Fotos: Lola Kasalo Srndic)
07.01.2025
Das, was die fleißigen Männer hier machen, wäre eigentlich unser aller Aufgabe: den Silvestermüll aus unserem Viertel räumen. Eine Arbeit, die nicht auf Anhieb Spaß machen dürfte – aber vielleicht gerade deshalb ihren besonderen Wert hat. Fotos und persönliche Eindrücke von unserer Autorin.
Es ist der zweite Januar 2025, und der Morgen könnte nicht schöner sein. Die Sonne ist gerade rausgekommen und ich laufe eilend über Willy-Brandt-Platz. Ich muss den Bus erwischen. Der Platz wird gerade gereinigt, und obwohl ich meinen Fotoapparat immer dabei habe, schaffe ich es diesmal nicht, ein paar Bilder zu schießen. Eine unwiederbringliche Chance – nicht genutzt.
Eine Stunde später bin ich wieder da. Die herrliche Sonne ist weg. Das bedauern auch ein paar Männer, die gerade den Platz vom Silvestermüll befreien. Einer von ihnen, Andreas, sagt zu mir: „Sie hätten früher kommen sollen, jetzt gibt es nur noch den Wind, der unsere Arbeit noch schwieriger macht.“ Er zeigt auf eine Ecke: „Dort haben wir bereits alles weggeräumt, jetzt ist der ganze Dreck schon wieder da.“
Andreas reinigt mit seinem Sohn und Kollege bereits seit 15 Jahren den Willy-Brandt-Platz nach dem Silvesterabend. Seine Firma wird von der Stadt beauftragt. Ist es dieses Jahr schlimmer? „Jedes Jahr ist es vergleichbar schlimm. Ich verstehe nicht, warum die Leute alles einfach so liegen lassen. Alle Verpackungen, Tüten. Besser war es nur während Corona.“
Doch trotz der Anstrengung: Die drei Kollegen mögen ihren Job. Um vier Uhr früh haben sie begonnen. Bereits fünf Stunden also sind die sechs fleißigen Hände bei der Arbeit. „Wir werden hier den ganzen Tag verbringen. Selbst die kleinsten Stücke müssen entsorgt werden. Den Platz der Menschenrechte machen wir danach.“
Am Nachmittag muss ich nochmal zum Bus. Der Wind bläst noch stärker. Der viele Müll, die unschöne Erinnerung an Silvester ist weg. Die sechs fleißigen Hände auch. Sie haben einen sauberen Platz zurückgelassen. Einen Platz für neue Eindrücke und Gedanken.
Der Wind schiebt einen Luftballon über das Pflaster, wirft ihn hoch in die Luft und lässt ihn dann wieder runter schweben. Ich laufe und versuche, ihn zu erreichen. Geschafft! Nicht alles gehört in den Mülleimer.
Der Luftballon gibt mir die Hoffnung, dass das Jahr – nach einem vermüllten Start – doch schön wird. Am wahrscheinlichsten, wenn ich hinter mir auch aufräume.
Lola Kasalo Srndic